Der PV 995 von Proview ist ein 19-Zoller. Die Preise für Geräte dieser Größenordnung waren noch bis vor Kurzem generell weit jenseits der 1000-DM-Schallgrenze. Doch auch hier hat nun ein Preisrutsch eingesetzt und 17-Zoll-Monitore werden nun zum Standard.
Der Proview-Monitor war eines der ersten 19-Zoll-Geräte, die im großen Umfang zum Kampfpreis von 750,- DM (jetzt teilweise um die 700,- DM) angeboten wurde. Proview ist übrigens, wie man vielleicht im ersten Moment vermutet, keine NoName-Marke, die nur von irgendeinem Hersteller im Hintergrund verwendet wird, sondern ein relativ großer taiwanesich/ chinesischer Hersteller, welcher im Moment zur Top 20 der Welt- Monitorhersteller zählt und der sich noch einiges vorgenommen hat.
Trotzdem werden Proview-Monitore gelegentlich auch unter anderem Logo verkauft, z.B. habe ich den PV 995 auch schon als "IPC"-Monitor gesehen. Das relativ markante Design, das ich gleich näher beschreibe, und das PV auf der Typenbezeichnung am Rückwand-Schildchen dieser Geräte, verraten aber die Herkunft.
Der Monitor ist recht formschön: vorne leicht abgerundete Kanten, der eigentlich Monitor-`Körper` hinten, mit elegant geschwungenen Linien. An der Vorderseite, links unten, das Proview-Logo, rechts unten die Bedienknöpfe, die zusammen einen Kreis ergeben und daneben, rechts, ein kleines Lämpchen für den Betriebszustand (Orange - Standby/ Grün - Ein) und der Ein/Aus-Knopf. Natürlich ist der PV 995 mit einem verstellbaren Standfuß ausgerüstet.
Vorne unten an den Seiten, befinden sich kleine Steckbuchsen. Sie sind für ein Proview-Lautsprecherpaar gedacht, das aber über meine Bezugsquelle (PC-Spezialist) nicht erhältlich war. Die Stromversorgung für dieses ist im Gerät schon beinhaltet.
An der Vorderseite sind oben in der Mitte ein paar Lamellen und darunter ein Löchlein zu erkennen. Dabei handelt es sich um ein integriertes Mikrofon, dessen Verbindungsbuchse sich hinten am Gerät befindet. Ein Klinkenkabel wird mitgeliefert. Da ich leider keinen Amiga-Soundsampler besitze, habe ich den Mikrophon-Test mit Hilfe eines PCs und seiner 30- DM-Soundkarte vollzogen, die die notwenige Elektronik standardmäßig enthält. Es funktionierte sehr gut.
Der vordere Aus-Knopf bringt das Gerät nur in einen Standby-Modus, der immer noch recht viel Strom verbraucht. Glücklicherweise gibt es hinten, rechts unten, einen relativ gut erreichbaren `echten` Aus-Knopf.
Verbunden wird der Monitor mittels eines am Geräterücken fest installierten abgeschirmten VGA-Kabels. Dies ist natürlich der erste Kritikpunkt, da ein Bruch im Kabel gleich einen Werkstattaufenthalt nötig macht. Die Garantie beträgt übrigens drei Jahre.
Der zweite Kritikpunkt ist, daß leider keine weiteren Eingänge zur Verfügung stehen. Dies ist von Nachteil, wenn man mehrere Rechner an dem Monitor betreiben will. Die Verwendung einer VGA-Umschaltbox bringt bei Verwendung von hohen Auflösungen leider einen störenden Schatteneffekt mit sich.
Das mitgelieferte Handbüchlein ist natürlich nur in Englisch verfaßt, aber einfach zu verstehen. Es erweist sich als im Verhältnis recht gut und informiert detailliert über die technischen Daten und die Kabelbelegung.
Der PV 995 ist ein Multiscan-Monitor, der alle horizontalen Frequenzen zwischen 30 und 95 KHz und vertikale Frequenzen von 50 bis 150 Hz automatisch darstellen kann.
Da viele klassische Amiga-Frequenzen des OCS und ECS 15-KHz-Modi sind, ist ihre Darstellung ohne Hilfmittel, wie Scandoubler, nicht möglich. Bei Verwendung eines solchen Scandoublers, sowie einer Cybervision 64- Grafikkarte, gab es bei mir keinerlei grundsätzliche Probleme am Amiga.
15 Standard-VGA und VESA-Modi sind bereits eingebaut, was für die, die Grafikkarten und/oder PCs an ihm betreiben hilfreich ist, da meistens kaum Veränderungen nötig sind. Er entspricht auch der EPA Energy Star- Richlinie, kann also in die unterschiedlichen Stromsparmodi verfallen und hält die TCO 95-Verordnung (abgegebene Strahlung) ein. Die DDC- Monitorerkennung von Windows 95 ist natürlich auch kein Problem, OSD (OnScreenDisplay) heutzutage obligatorisch.
Die maximale Bandbreite, also der Leistungswert, beträgt 150 MHz, das ist ein sehr guter Wert für diese Klasse. In der Praxis ist die Leistungsgrenze in etwa bei einer Auflösung von 1.600 mal 1.200 Pixeln und 75 Hz Wiederholfrequenz erreicht. Sehr wichtig auch: die Lochmaske beträgt 0.26. Dies ist auch ein guter Wert - Voraussetzung dafür, daß in hohen Auflösungen auch wirklich alles klar erkennbar ist.
Er wiegt etwa 16,5 kg und verbraucht im vollen Betrieb etwa 150 Watt (lt. Handbuch), was dann allerdings ziemlich viel ist.
Nun aber zu dem Entscheidenden: zu Bedienung und Funktion.
Das Bild ist wunderbarerweise schon einmal wirklich groß. Auch bei hohen Auflösungen, die bei 15- und selbst bei 17-Zoll-Monitoren gewisse Schwierigkeiten in der Erkennbarkeit verursachen, ist alles sehr gut zu erkennen. Voraussetzung für diese hohen Auflösungen ist natürlich erst einmal eine entsprechend leistungsfähige Grafikkarte.
Die 1.600 x 1.200-Auflösung beispielsweise, kann, bei der für die Augen mindestens notwendigen Wiederholfrequenz, durch den S3-Virge-Chip gerademal mit 256 Farben dargestellt werden. Auf diesem Chip basieren viele PC- Grafikkarten, aber auch die Cyvervision 64/3D (die Vorgängerkarte CV64 enthielt den älteren Trio64-Chip). Jetzt ist plötzlich nicht mehr der Monitor, sondern die Grafikkarte das Problem, durch das man unvermutet an Leistungsgrenzen stößt.
Ansonsten sind keine Bildfehler zu entdecken, die Farben sind gut, Helligkeit und Kontrast auch. Nachteilig ist, daß man teilweise Schwierigkeiten hat, im Hintergrund ein sattes Schwarz zu erreichen, ohne die anderen Grundeinstellungen in unsinnige Bereiche zu bringen.
Gerade im Zusammenhang mit dem Bild ist folgendes beim Kauf WICHTIG:
Kaufen Sie nicht die Katze im Sack! Sehen Sie sich generell beim Monitorkauf im Laden nicht nur ein Modell desselben Typs an, sondern vor allen Dingen das Exemplar, das sie kaufen wollen! Selbst innerhalb der gleichen Fertigungsreihe, auch bei teuersten Markenprodukten, kann die Qualität der Bildröhre schwanken. Sie haben das Recht auf eine Vorführung und lassen Sie sich auch nicht durch unwillige Verkäufer einer Kette ("Das ist doch ein Sonderangebot!") beirren oder davon abhalten!
Wenn kein Signal den Monitor über das VGA-Kabel erreicht, meldet er dies mit einer großen Box, die im Bild eingeblendet wird. "Selftest - monitor is working", sowie "Check your PC and signal cable" erscheint als Text und mit rotem, grünem und blauem Hintergrund.
Ist das Signal außerhalb seines Scanbereichs, macht der PV 995 glücklicherweise keinen schnellen Abgang, sondern zeigt in einer anderen markanten Box: "Freq. out of range - the monitor will shut down in few seconds" und ein paar Sekunden später schaltet er sich auch tatsächlich in den Standby-Modus, die grüne Statusleuchte schaltet auf Orange.
Ein ähnliche Box erscheint auch, wenn der Monitor von entsprechender Software in einen Stromsparmodus geschaltet wird: "Power-saving enable - The monitor will shut down in few seconds".
Das OnScreenDisplay wird über vier Tasten bedient, die kreisförmig angeordnet sind und in der Mitte ein rundes Stückchen freilassen, daß aber kein zusätzlicher Knopf ist.
Oben ist die "MENU"-Taste, unten die "EXIT"-Taste, links "-" (Minus) und rechts "+" (Plus). Nach einem Druck auf MENU erscheint das Menü dann auch gleich. Zuerst sollte man die Funktion "Language" auf Deutsch einstellen!
Mit Plus und Minus kann man im Menü auf und ab wandern, MENU entspricht nun Return. In Untermenüs gibt es zwar einen Punkt EXIT, ein Anwählen wäre aber aufwendiger, als einmal kurz die EXIT-Taste und flott danach die MENU- Taste zu Betätigen, da man so das Hauptmenü schneller erreicht.
In der abschließenden Zeile im Hauptmenü stehen die derzeitigen (horizontalen und vertikalen) Frequenzen. Man braucht für diese Angabe also nicht, wie in manchen anderen OSD-Menüs, extra ein Untermenü öffnen.
Die Menüs sind durch die Farbwahl sehr gut zu erkennen, Text erscheint in einem recht hochaufgelösten, nicht primitiv wirkenden Zeichensatz. In Submenüs zeigen Symbole vor dem Text auch optisch die Funktion an, z.B. eine Sonne die Helligkeit.
Ich nenne jetzt die Menüeinträge, wenn bereits auf Deutsch umgeschaltet wurde:
"LUMINESZENZ" - im Untermenü befinden sich KONTRAST und HELLIGKEIT.
"GRÖßE-POSITION" - POSITION und GRÖßE, jeweils für die Horizontale und Vertikale.
"GEOMETRIE" - KISSENVERZERRUNG, TRAPEZOID, PARRALLELE, ABBALANCE (? - auf Englisch UNBALANCE - damit kann man Kurven an den Seiten verändern) und ROTATION.
"FARBE" - 9300 FARBE, 6550 FARBE (bei beidem handelt es sich um voreingestellte Farbtemperaturen, also Farbwerte), sowie ROT, GRÜN und BLAU, womit die Farbeinstellungen auch individuell regelbar sind.
"OSD-LOKALITÄT" - LOKALITÄT (Position des OSD-Menüs) horizontal und vertikal, sowie OSD-ZEIT
"UMSETZEN" - Vorsicht vor dieser Übersetzung, bei der ansonsten erstaunlicherweise sogar Umlaute korrekt darstellt werden. In diesem Fall bedeutet es aber "Zurücksetzen". Die Werkseinstellungen dieses Modus ersetzen dann wieder persönliche Veränderungen.
"DEGAUSS" - Entmagentisieren des Monitors.
"SPRACHE" - Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch und Chinesisch (!) sind möglich.
"AUSGANG" - wie gesagt: die EXIT-Taste ist schneller.
Bei Untermenüs wird unten ein Balken angezeigt, der den Stand des gerade aktiven Menüpunktes anzeigt und mit Plus und Minus verändert werden kann.
Im Vergleich mit anderen OSD`s: Die Erkenn- und Lesbarkeit ist sehr gut. Die Bedienung ist auf manchen Geräten schneller zu bewerkstelligen, ist aber hier okay und besser als einige andere, die ich getestet habe. Der Funktionsumfang bewegt sich nur im Mittelfeld, es werden aber alle wesentlichen Funktionen geboten.
Was ist aber mit Modi, die nicht den 15 vordefinierten entsprechen? Eine Frage, die gerade für Amiga-Besitzer interessant ist.
Dann wird automatisch ein unbelegter Speicherplatz des Momitors für Einstellungen verwendet. Erkennbar ist das im Hauptmenü, wenn kein Bindestrich im Wort "HAUPT FUNKTION" dargestellt wird. Man kann hier also seine eigenen Einstellungen tätigen. Wieviele unbelegte Speicherplätze es gibt, ist im Handbuch nicht zu erfahren, aber für mich hat es gereicht.
Dieser Monitor ist besonders für Amiga-Benutzer mit Grafikkarte interessant. Er ist auf lange Sicht zukunftskompatibel, da er gute Leistungsreserven bietet. Bild und Bedienung sind insgesamt gut, Stromverbrauch, fest installiertes Kabel ohne weitere Eingänge sind die wichtigsten Kritikpunkte, wovon letzterer gerade für Benutzer von mehreren Rechnern wichtig sein kann. Das eingebaute Mikrophon ist eine nette Zugabe.
Wenn Sie eine Neuanschaffung planen, sollten Sie sich dieses Gerät genauer anschauen.
Produkt: | PV 995 | Hersteller: | Proview |
Art: | Monitor (19 Zoll) | Version: | - |
Preis: | 750,- DM | Bez.Quelle: | Computer-Handel |
Leistungsfähigkeit: | 2 | ![]() | |
Benutzerfreundlich: | 2 | ||
Dokumentation: | 2 | ||
Preis-/Leistung: | 2 | ||
Gesamt: | 2 |
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